Forschen wir in verstaubten und vergilbten Akten der
Ortschronik und lassen wir uns von den wenigen Aufzeichnungen vergangener Zeiten
berichten. Wir erfahren dabei, dass das
Leben schon immer seine Forderungen in Freud und Leid stellte und gemeistert
werden musste.
Gewiss wird man über das Dorf Lörzenbach keine große Geschichte schreiben
können, obwohl es auf eine lange Vergangenheit zurückblicken kann. Sie kann
auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, sondern nur ein Streifzug
sein, weil detaillierte Unterlagen fehlen, Schicksale, Auf- und Niedergänge
nicht erfasst sind.
Das Weschnitztal soll vor urdenklichen Zeiten ein großer Sumpf oder See gewesen
sein, und Jahrhunderte mussten vergehen, ehe aus der Geschichte des kleinen
Dorfes für uns heute Lebenden etwas sichtbar wurde. Mit Sicherheit hat es zu
jeder Zeit Geschichtsschreiber gegeben, erfasst wurde jedoch nur das
Wesentliche.
Im Jahre 1426 hieß es "Lorczelnbach", 1632 "Lörtzelbach",
wurde zwischendurch, bis es seinen heutigen Namen beibehalten konnte,
fälschlicher Weise auch "Lerzenbach"
geschrieben.
Wenn zur Zeit auch nur als erstmalige
urkundliche Erwähnung das Jahr 1426 vorliegt, besteht doch triftiger Grund zu
der Annahme, dass es vorher schon besiedelt war.
Dem Schrifttum nach gehörte das Dorf Lörzenbach bis 1803 zu Kurmainz (Amtvogtei
Fürth) und kam im selben Jahr von Kurmainz an Hessen.
Aus einer Beschreibung ist zu entnehmen, dass 1426 Schenk Konrad von Erbach die
Brüder Henne und Heinrich Nayle (Nagel) mit 22 Pf. Geldes zu Lörzenbach in dem
Fronhofe belehnt, und 1632 hat das Kloster Lorsch von verliehenen Gütern
6 Malter Korn, 10 Malter Hafer usw. und von den Huben 100 Eier ständig
erhalten. Lörzenbach wird als "geschlossenes Haufendorf im Granitgebiet bei
doppelseitiger Gehängelage" bezeichnet.
Als Lörzenbach von Kurmainz an Hessen kam, wird es als katholisches Filialdorf
am Lörzenbach, wozu ein Hofgut und zwei Mühlen gehörten, beschrieben. Die
damalige Gemarkungsgröße betrug 1253 Morgen (764 Acker, 206 Wiese und 240
Wald) bei 77 Einwohner im Jahr 1803.
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1812 wir das Dorf wie folgt beschrieben:
"Lörzenbach ist ein Dorf von acht Huben mit fünfzehn Wohngebäuden und
118 Seelen, an der Bach gleichen Namens, eine kleine Stunde von Fürth. Der
Freiherr von Wambold besitzt daselbst eine Mühle samt 1 4/8 Hube als Lehen.
Den Zehnten teilen die von Dahlberg und der Pfarrer von Rimbach, ausgenommen
eine Hube, wovon die von Dahlberg den Zehnten allein beziehen:"
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Im Jahr 1829 wird die Sache schon ausführlicher. Damals gehörte
Lörzenbach zum Landratsbezirk Lindenfels und wird ebenfalls als kath.
Filialdorf bezeichnet, liege 2 Stunden von Lindenfels entfernt am Bache gleichen
Namens, habe 18 Häuser und 169 Einwohner, die bis auf 34 Lutheraner und 2
Reformierte, katholisch seien. Unter diesen befänden sich 13 Bauern, 8
Handwerker und 2 Tagelöhner. Auch sei eine Mahlmühle hier, und im Jahr 1802
sei der Ort von Mainz an Hessen gekommen.
1821 wurden im Großherzogtum Hessen die Zehnten aufgehoben und die Frage nach
Aufteilung des allen Dörfern gehörenden gemeinsamen Zentvermögens
stellte sich. In der Fürther Cent betraf dies den Wald, das Schulhaus und die
Feuerspritze. Aufgrund von Gesetzesvorschriften (1814, 1822, besonders der
Gemeindeordnung von 1821) wurde die Teilung des Centwaldes eingeleitet.
Für Lörzenbach war es wichtig, dass es damals Teile des Daudenbergs und
Krähbergs bekam. Die 22 "Bürger" Lörzenbachs bekamen 1006 Gulden
und 39 Kreuzer dazu und repräsentierten den Gesamtwert 9893 Gulden und 16
Kreuzer bei einem Flächengehalt von 122 Morgen und 58 Klaftern.
Lörzenbach war auch von der Pest betroffen, die 1635/36 in unserer Region
wütete. Um 1700 führte die "reitende Ordonanzpost" von Heidelberg
nach Lindenfels durch Lörzenbach. Nach Gründung einer Postexpedition in Fürth
lag Lörzenbach stets an den Postkurslinien
Worms-Heppenheim-Fürth-Erbach-Würzburg und
Mannheim-Weinheim-Fürth-Reichelsheim-Frankfurt.
Lörzenbacher Auswanderer halfen 1725 mit, das Dorf Guttenbrunn im Banat zu
gründen. 1832 kam Lörzenbach vom Landratsbezirk Lindenfels zu dem nach
Heppenheim. Die Telegraphenleitung von Heppenheim über Fürth nach Erbach
führte ebenso durch Lörzenbach wie auch die Eisenbahnlinie von Fürth nach
Weinheim, die in der Zeit von 1893 bis 1895 erbaut wurde.
Bis 1938 war Lörzenbach ein Dorf mit eigener Gemeindeverwaltung und wurde
anschließend ein Filialort von Fürth mit eigener Gemeindevertretung. 1970
wurde es dann durch Grenzänderungsvertrag in die Gemeinde Fürth eingegliedert.
Die Interessen der Lörzenbacher Einwohner werden seitdem vom siebenköpfigen Ortsbeirat vertreten.
Lörzenbach liegt 180 m über dem Meeresspiegel und ist mit 818 Einwohnern der
zweitgrößte unter den insgesamt 11 Ortsteilen der Großgemeinde Fürth. Der
Ort wird von der B 38 durchzogen und von der B 460 umgangen. Im Zuge der
Verwaltungsreform verlor Lörzenbach die frühere eigene Schule und das
Forstamt.
Ihre Arbeitsplätze haben die Lörzenbacher überwiegend im Rhein-Neckar-Raum
sowie an der Bergstraße und im Rhein-Main-Gebiet. Im Ort selbst bieten
Handwerks– und Kleinbetriebe sowie Dienstleistungsunternehmen ca. 50 bis 60
Arbeitsplätze. Landwirtschaftliche Betriebe bestehen noch im Nebenerwerb.
Lörzenbach hat eine Flächengröße von 313 ha, davon 38 ha Wald. Der Ort hat
seinen dörflichen Charakter bewahrt und kann einen Park (genannt "Süßer
Garten"), eine Erholungsanlage mit Laufbrunnen, 2 Kinderspielplätze, ein
Feuerwehrgerätehaus , einen Sportplatz mit Kunstrasen und Sporthalle und einen Friedhof sein
eigen nennen. Das ehemalige Schulhaus ist Jahren 2000-2001 zu einem
Dorfgemeinschaftshaus umgebaut worden. Nach der Schließung und Verkauft des bis
dahin ältesten Gasthaus der Großgemeinde "Zur Eintracht" (Ende 2016), hat
der "Frohsinn" dort sein neues Domizil gefunden.
Außer dem Gesangverein "Frohsinn" prägen noch der Sportverein "Grün-Weiß",
die Freiwillige Feuerwehr und der Angelsportverein das dörfliche Leben.
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